Trotz hoher Leistungsfähigkeit steht Singen vor großen Herausforderungen
Neujahrsempfang Singen
In der vollbesetzten Stadthalle fand der Neujahrsempfang der Stadt Singen statt. Oberbürgermeister Bernd Häusler hob in seiner einstündigen Rede die positiven Entwicklungen hervor.
In der vollbesetzten Stadthalle fand nach zwei Jahren Corona-Pause am Freitagabend (20. Januar) der Neujahrsempfang der Stadt Singen statt. Oberbürgermeister Bernd Häusler hob in seiner einstündigen Rede die positiven Entwicklungen hervor.
2023 werden, so das Stadtoberhaupt, wieder 20 Millionen Euro ohne Kreditaufnahme in die Leistungsfähigkeit Singens investiert. Millionenbeträge seien etwa für den faktischen Neubau der Hohenkrähenstraße und den Bau der neuen Scheffelhalle (Fertigstellung 2025) vorgesehen. In emotionaler Weise machte er aber auch deutlich, an welchen Stellen es hapert: Hierbei richtete Häusler mehrfach einen Appell an Land und Bund, die Kommunen zu unterstützen und sie nicht zu überfordern. Zudem mache ihm der Fachkräftemangel in vielen Bereichen, so bei der Kindertagesbetreuung, aber auch bei der Hausärzteversorgung große Sorgen.
Zu Beginn des Neujahrsempfangs zeigte der Imagefilm der Stadtverwaltung, wie positiv sich Singen in den letzten Jahren entwickelt hat. „Unser Slogan ,In Singen brummt´s…‘ hat nach wie vor Gültigkeit“, so Häusler, „Seit 2014 wurden 2.000 Wohneinheiten in Singen genehmigt, dennoch werden wir nicht alle Bedürfnisse befriedigen können“.
Der Bahnhofsvorplatz ist die zentrale Mobilitätsdrehschreibe für den ÖPNV in Singen. Den OB ärgert, dass die Bundespolizei trotz Gesprächen seit 2013 ihr neues Gebäude neben dem Bahnhof nicht in Angriff nehme. Trotz hervorragender Arbeit von Polizei und dem seit 2021 tätigen Kommunalen Ordnungsdienst werde er erneut das Thema Videoüberwachung an bestimmten kritischen Stellen thematisieren“, kündigte Häusler an.
Begonnen hatte der Rathauschef seine Rede mit der Hoffnung, dass das unnötige Sterben und Leiden in der Ukraine bald ein Ende haben werde. Er dankte den Bürgerinnen und Bürgern für 180.000 Euro Spendengelder, auch dank derer inzwischen drei Hilfstransporte Singens Partnerstadt Kobeljaky erreicht haben.
Ein großes Thema für die kommenden Jahre ist der Fachkräftemangel. Trotz kreativer Lösungen und der Schaffung von hundert Plätzen wird dies in den 28 Kindertageseinrichtungen in Singen offensichtlich. „Für 2023/24 ist der Bau einer dreigruppigen Einrichtung geplant“, verkündete Häusler. Sein Appell: „Wir sind zwar in Singen richtig gut und machen oft auch das Unmögliche möglich, aber zaubern können wir auch nicht. Deshalb müssen wir vielleicht im einen oder anderen Bereich, auch wenn es uns schwerfällt, etwas unsere Ansprüche reduzieren.“
Auch wenn Singen beim Thema Nachhaltigkeit, Klimaneutralität 2035 und Mobilität in der Liga von Konstanz spiele, wie der Energy Award in Gold belege, sei dies eine Herkules-Aufgabe. Weitere großen Themenblöcke in der Rede waren die Probleme bei der Gäubahn, das Gewerbegebiet Tiefenreute III mit 25 Hektar Gewerbefläche und sechs Hektar Wohnfläche für zirka 360 Wohneinheiten, der Nordstadtversorger, die Bedeutung des Radverkehrs – Stichwort „Fahrradfreundliche Kommune in Bronze – für die Autostadt Singen und vieles mehr.
Zum Abschluss seiner Rede betonte OB Häusler, dass er aufgrund des jährlichen zweistelligen Millionendefizits beim Klinikverbund für eine Zweistandort-Lösung plädiere. Ob aber tatsächlich eine neue Klinik als Ersatz für die Häuser in Singen und Radolfzell gebaut wird, sei eine Frage des Geldes und werde sich in den nächsten Monaten zeigen. „Als zweitgrößte Stadt im Landkreis Konstanz und als ,Ziehmutter des Hegaus‘ haben wir in Singen einen berechtigten Anspruch, dass wir uns um den geplanten Klinikstandort bewerben“, so Häusler. Zugleich hob der Oberbürgermeister die Qualität des von Singen eingebrachten Standortvorschlages zwischen Stadtgrenze und Autobahnzubringer hervor. Dieser sei im Hinblick auf die Erreichbarkeit aus dem Landkreis und die ökologische Nachhaltigkeit die beste Wahl, auch wenn es in Singen noch andere Standorte gebe, erklärte Bernd Häusler. Statt eines Neubaus sei auch die Sanierung des größten Standortes im Klinikverbund mit über 400 Betten in Singen eine Option. Dabei hieße Sanieren auch Teile des Singener Krankenhauses abzureißen und neu zu bauen; auch das koste viel Geld, machte der OB deutlich.