Resolution des Gemeinderats der Stadt Singen zur Abbindung der Gäubahn

1,4 Millionen Bürger dürfen nicht abgehängt werden

Mit großer Sorge und Unverständnis verfolgt der Gemeinderat die aktuellen Pläne um die Gäubahn im Zusammenhang mit dem Anschluss an das Bahnprojekt „Stuttgart 21“.

Mit großer Sorge und Unverständnis verfolgt der Gemeinderat der Stadt Singen die aktuellen Pläne um die Gäubahn im Zusammenhang mit dem Anschluss an das Bahnprojekt „Stuttgart 21“. Stand heute ist geplant, dass ab 2025 die Gäubahn-Züge für mindestens fünf bis zehn Jahre in Vaihingen enden. Sowohl der Stuttgarter Hauptbahnhof als auch der Anschluss zu zahlreichen wichtigen Fernverbindungen ins In- und Ausland wären dann nur noch über die S-Bahn ab Vaihingen erreichbar.

Für den Einzugsbereich der Gäubahn mit rund 1,4 Millionen Einwohnenden würde dies bedeuten, dass für eine unbestimmte Zeit sowohl die Landeshauptstadt als auch große Teile des Bahnnetzes nur mit spürbaren Komforteinbußen erreichbar wären – eine große Region würde de facto abgehängt.

In Zeiten, in denen wir alle den Umstieg auf die Schiene erleichtern wollten und uns für einen attraktiven Zugverkehr engagieren, wäre dies ein verheerendes Signal. Bereits erzielte Erfolge bei der Verbesserung des Angebots würden wieder zerstört.

Dabei könnte man das Problem vermeiden, indem die Gäubahn auch weiter auf der Strecke der Panoramabahn in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfährt und zwar zumindest so lange, bis die endgültige Verbindung der künftigen Gäubahn-Trasse über den Pfaffensteigtunnel mit dem Flughafenbahnhof fertig gestellt ist. Aus unserer Sicht wäre auch ein unterirdischer Ergänzungsbahnhof langfristig sinnvoll – vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass der künftige Stuttgarter Tiefbahnhof kaum Kapazitätserweiterungen zulässt, gleichzeitig aber das Land eine Verdoppelung des Schienenverkehrs bis 2030 anstrebt.

Die Pläne widersprechen auch Geist und Inhalt der Verträge mit der Schweiz über eine schnellere Zugverbindung auf der Gäubahn zwischen Zürich und Stuttgart.

Die geplante Anbindung der Gäubahn widerspricht zudem den Zusagen im Rahmen der Volksabstimmung „Stuttgart 21“, dass der geplante Tiefbahnhof zu einer Verbesserung der Attraktivität und Anbindung der Gäubahn führt.

Der Gemeinderat der Stadt Singen fordert daher von Bund, Land, DB AG, Stadt Stuttgart und Verband Region Stuttgart

  • eine Abbindung der Gäubahn ab 2025 auszuschließen
  • die Weiterführung über die Panoramabahn bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof sicher zu stellen, bis die künftige Gäubahn-Trasse zur Verfügung steht
  • die dauerhafte Errichtung eines unterirdischen oder oberirdischen Ergänzungsbahnhofes erneut zu prüfen
  • den Pfaffensteigtunnel und damit die Anbindung der Gäubahn über den Fernbahnhof Flughafen zum Hauptbahnhof Stuttgart so zügig wie möglich zu realisieren.

Uns ist bewusst, dass diese Forderungen in Konflikt zu dem mit der Stadt Stuttgart geschlossenen Kaufvertrag über die bisherigen Bahnflächen stehen. Mit Blick aber auf die weitreichenden Folgen für den südlichen Landesteil sowie die Zukunftsfähigkeit des künftigen Stuttgarter Hauptbahnhofes darf aber kein Versuch unterlassen werden, um eventuelle gravierende Fehlentwicklungen noch rechtzeitig zu verhindern.

Die Stadt Singen wird alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen – auch juristische – um eine Abbindung der Gäubahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof zu verhindern.

Diese Resolution wurde am 5. Juli 2022 verabschiedet.