Gedenkfeier zum Volkstrauertag
Die Stadt Singen lud gemeinsam mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräber e.V. zu einer Gedenkfeier auf den Waldfriedhof Singen ein.
Den Opfern von Krieg, Gewalt, Terrorismus, Rassismus und politischer Verfolgung zu gedenken, ist gemeinsames Bestreben des Volkstrauertages. Aus diesem Anlass lud die Stadt Singen gemeinsam mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräber e.V. zu einer Gedenkfeier auf den Waldfriedhof Singen ein.
Oberbürgermeister Bernd Häusler blickte in seiner Ansprache auf die Wurzeln des Volkstrauertages zurück. Begründet mit der Absicht, Menschen jeder Partei, Religion und sozialer Stellung zu einen, wurde das Totengedenken mal zur schmerzvollen Erinnerung und mal zur Diskussion der Schuldfrage oder der Notwendigkeit von Krieg instrumentalisiert, führte Häusler aus und verwies im Hinblick auf den aktuellen Angriffskrieg in der Ukraine auf konträre Meinungen zur Frage, wie Frieden und Freiheit bewahrt werden können. Die eine Seite sei der Ansicht, dass die Unterstützung einer Kriegspartei, etwa durch Sanktionen oder Waffenlieferungen, die Gefahr einer unkontrollierbaren Eskalation in sich berge. Die andere Seite verweise auf die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges, wo dem Despoten stattdessen zu lange tatenlos zugesehen wurde.
„Welche Schritte unternommen werden [müssen], damit die vielen aktuellen Krisenherde wieder befriedet werden können“, sei ungeachtet der Antwort eine Frage, die sich eine demokratische Gesellschaft stellen müsse, so Häusler.
Traditionell wurde die Gedenkfeier auch von Singener Schülerinnen und Schülern mitgestaltet. Das Schulorchester des Hegau-Gymnasiums unter der Leitung von Gabriele Haunz bildete den musikalischen Rahmen der Gedenkveranstaltung. Leon Kraus und Paulin Wirth vom Friedrich-Wöhler-Gymnasium, in der Vorbereitung durch ihre Lehrerin Anna Räuber unterstützt, teilten ihre Gedanken im Rahmen einer eindrucksvollen Gedenkrede mit.
Die Schüler orientierten ihre Rede an den Geschichten der Zeitzeugen Maurice Cling und Max Porzig, denen in ihrem Leben viel Leid widerfahren ist. Historische, faktenbasierte Erzählungen führten erst durch konkrete Schicksale zu emotionalem, echtem Verständnis – im Bewusstsein des eigenen Privilegs, selbst nie von den Folgen eines Krieges betroffen gewesen zu sein, reflektierte Leon Kraus zu Beginn. Geschichten wandeln Objektivität in Subjektivität und stellen somit einen wichtigen Baustein des nachdrücklichen und nachhaltigen Erinnerns dar, so der Schüler. Zeitzeugenberichte verdeutlichen, dass es sich bei Erzählungen nicht um „Märchen“ handele, sondern um die „Chronik vergangener Generationen“ erklärte Kraus und wies zudem darauf hin, dass über 100 Stolpersteine in Singen dem Umstand Rechnung tragen, dass derartige Geschichten auch in unmittelbarer Umgebung geschrieben worden sind.
Auch Paulin Wirth hob im Anschluss die Bedeutung von Geschichten als wichtige Ratgeber und gleichermaßen Anlass hervor, vergangene Fehler und Schicksale nicht zu wiederholen. Er mahnte zudem, dass trotz steter Erinnerung manche Problematik bis in die heutige Zeit überdauert habe. Frieden sei ein gesellschaftlicher Luxus mit irrtümlicher Selbstverständlichkeit, eine Erkenntnis, die oftmals erst durch die Abwesenheit von Frieden und somit zu spät in Erscheinung trete, führte Wirth weiter aus. Der Schüler schloss die gemeinsame Rede mit dem Aufruf, sich stetig um Frieden zu bemühen – in Form von Skepsis und Protest, aber auch durch Diplomatie, Wissen, Verständnis und Zuversicht.
Den gemeinsamen Rundgang zur Kranzniederlegung an den Gedenkstätten nahm OB Häusler zum Anlass, dem in diesem Jahr verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Singen, Willi Waibel, und auch seinen Taten und Worten zu gedenken. Bis 2022 hatte Waibel die Trauerzeremonie als Zeitzeuge begleitet und in diesem Zusammenhang auch an Frieden und Freundschaft als oberstes Ziel aller Völker appelliert.