Bewegende Gedenkreden beim Volkstrauertag
Am Volkstrauertag rief Oberbürgermeister Bernd Häusler in seiner Rede auf: „Auch, wenn wir sicherlich nicht die Welt verändern können, können wir vor Ort unseren Beitrag leisten."
Am Volkstrauertag rief Oberbürgermeister Bernd Häusler in seiner Rede auf: „Auch, wenn wir sicherlich nicht die Welt verändern können, können wir vor Ort unseren Beitrag leisten, indem wir in der Schule, im Sportverein, auf der Straße einschreiten, wenn die Verharmloser und die Aufrechner am Werke sind. Auch wenn es ernüchternd und wenig hoffnungsvoll ist, angesichts von Leuten, die Kriege, Verfolgungen, Massenmorde, Hetze und Hass vom Zaun brechen.“ Insbesondere da diese es nicht tun, so Häusler, weil sie die Konsequenzen nicht kennen würden. „Vielmehr tun sie Furchtbares und Unabänderliches im vollem Bewusstsein der Folgen und Konsequenzen, sie tun es in voller Absicht“, betonte der Oberbürgermeister. Die Gräueltaten der Terrororganisation Hamas oder die Taten des russischen Aggressors im ukrainischen Überlebenskampf seien Taten aus Kalkül.
OB Häusler mahnte zugleich, dass wir uns nicht anmaßen sollten, die Welt ändern zu können, sondern besser auf unser eigenes Land schauen sollten. Denn die vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass wir nicht nur den urdeutschen, sondern nun auch einen importierten Antisemitismus haben. Deshalb gelte es, heute der Opfer von Faschismus, Rassenwahn und Verfolgung zu gedenken, hob Häusler. hervor .
Das Besondere am Volkstrauertag in Singen in Kooperation mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräber e.V. ist die engagierte Mitgestaltung durch junge Menschen. Neben dem Dank an die Reservistenkameradschaft Singen und dem Deutschen Roten Kreuz freute sich Singens Oberbürgermeister über die musikalische Untermalung durch das Schulorchester des Hegau-Gymnasiums unter der Leitung von Gabriele Haunz und die Gedenkrede von Helena Winkler vom Friedrich-Wöhler-Gymnasium – in der Vorbereitung betreut von ihrer Lehrerin Natalie Massa.
Mit dem Vergleich zum Friedrich-Wöhler-Gymnasium gelang es Helena Winkler, die unfassbare Anzahl von Toten im Zweiten Weltkrieg, an dem jeden Tag 1.139 Menschen getötet wurden - was etwa dem kompletten Singener Gymnasium entspricht -, greifbar werden zu lassen. Bewegend auch ihre Erinnerung an die deportierte ungarische Jüdin, Rosa D. sowie den ukrainischen Zwangsarbeiter aus Mihorod, der sich mit seiner Vergangenheit und den einstigen Feinden versöhnen konnte. Ebenso wie die Zwangsarbeiterin Antonia Danilowna, die nach dem Krieg als Lehrerin ihren Schüler erzählt hatte, dass „nicht das deutsche Volk kriegerisch war, sondern die faschistische Regierung. Und das deutsche Volk ist wie alle anderen Völker der Welt, wie auch unser Volk. Und dass wir die einfachen Menschen jeder beliebigen Nation nicht hassen sollen“.
Für Helena Winkler ist dies nur möglich durch engagierte Versuche, diese schamhafte Vergangenheit voller Ausnutzung und Entmenschlichung „auseinanderzuzwirbeln“ und durch intensive Recherchen der Nachwelt etwas näher zu bringen, wie dies Singens Ehrenbürger Wilhelm Waibel tut.